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Achtsamkeit lernen – Definition und Übungen

Mit Achtsamkeit kannst du dein mentales, seelisches und körperliches Wohlbefinden steigern. Was damit gemeint ist und mit welchen Übungen du Achtsamkeit lernen kannst, zeigen wir dir in diesem Beitrag.

Achtsamkeit – das Hier und Jetzt erleben

Achtsamkeit ist eine altbewährte Methode, dem permanenten Gedankenstress ein Ende zu setzen. Schon bei den Zen-Mönchen im alten Japan war das achtsame Stillsitzen bekannt. Es ist ein Weg, um im Hier und Jetzt anzukommen und die Wirklichkeit zu erfahren, anstatt lediglich über sie nachzudenken. Achtsam sein dagegen ist Nicht-Denken und Wahrnehmen. Auch die Gedanken und Gefühle, die unweigerlich aus der Tiefe des Unterbewusstseins ins Bewusstsein strömen. So manche, bislang unbewusste Glaubens- und Denkmuster offenbaren sich dir, wenn du achtsam bist. Achtsam sein, heisst: nicht bewerten, nicht verurteilen, nicht ändern wollen, sondern beobachten und wahrnehmen. Sobald du achtsam bist, lebst du ganz in der Gegenwart. Es gibt weder Vergangenheit noch Zukunft. Es gibt nur den Augenblick – das ewige Hier und Jetzt.

Moderne Zeiten: Ein Leben auf der Flucht

Stress ist ein natürliches und nützliches Phänomen aus der Urzeit. Bei Gefahr unterstützten eine erhöhte Adrenalinproduktion und andere Stresshormone das Fliehen oder Kämpfen. War die Gefahr vorüber, sanken die Stresshormonpegel wieder auf ein normales Niveau. Dieser temporäre Stress stellt für den Organismus also kein Problem dar.

Anders sieht es jedoch mit unserem heutigen Gesellschafts- und Arbeitsleben aus. Wer 8 Stunden oder mehr als Erzieher in einer Kindergrippe oder Ärztin im Krankenhaus arbeitet, steht permanent unter Dauerstress. Autofahren, Parkplatzsuchen, Multitasking und der Spagat zwischen Beruf und Familie erhöhen den Stresspegel zusätzlich. Ausserdem mangelt es an Ruhezeiten, um besonders belastende Erlebnisse zu verarbeiten.

Momente der Ruhe und des Seins fehlen oft. Die Folge ist permanenter Stress und damit ein seelisch-körperliches Ungleichgewicht.

Leben im Hier und Jetzt

Das moderne Leben ist somit eine ständige Flucht vor dem Hier und Jetzt. Denn dieses Karussell bewegt sich nur in Richtung Vergangenheit oder Zukunft und lässt dich am eigentlichen Leben (und Erleben) vorbeiziehen. Wenn du es anhältst, kommst du im Hier und Jetzt an. Mit den Selbsterforschungs-Tools von CURAVIDA lernst du genau das: Innehalten und ganz in der Gegenwart anzukommen.

Stell dir vor, du seist ein See. Jeder Gedanke ist wie ein Stein, der in dein Wasser fällt. Er zieht Kreise, die noch eine Weile sicht- und spürbar sind. Sie kräuseln jedoch nur die Oberfläche und können deinen Grund nicht berühren. Finde diesen Grund in dir, von welchem aus du die auf der Oberfläche kräuselnden Wellen beobachten kannst. Was kümmern den See die Wellen, die da kommen und gehen?!

Was die Achtsamkeit erschweren kann

Wenn du äusserlich zur Ruhe kommst, kannst du deine Gedanken und die damit verbundenen Gefühle deutlicher wahrnehmen. Sie sind wie Fische, die aus der Tiefe des Wassers nach oben schwimmen wollen. Es ist anfangs nicht leicht, die Gedanken einfach ziehen zu lassen, ohne wieder aktiv am Gedankenprozess teilzunehmen. Am Anfang sind es vielleicht alltägliche Dinge wie der Termin beim Zahnarzt oder das Mittagessen, welche dich aus deiner achtsamen Haltung herausreissen. Doch je mehr du zur Ruhe kommst, je bewusster du bist, desto mehr kommen unverarbeitete Themen in dir hoch. Es sind Gedanken, Ängste und Gefühle, die ansonsten keine Chance haben, ins Bewusstsein zu gelangen. Meist sorgt der Alltag mit seinem Stress und seinen Ablenkungen dafür, dass diese Themen im Schatten deines Bewusstseins bleiben. Es sind Schattenthemen, die du bislang verdrängt hast und nun die Gelegenheit nutzen, von dir (an)erkannt und wahrgenommen zu werden. Natürlich fällt es dir dann besonders schwer, diese Dinge vorurteilsfrei anzuschauen und dabei in deiner Mitte zu bleiben. Doch wie so oft, ist auch hier der Weg das Ziel. Was also tun, wenn du bemerkst, dass deine Gedanken abschweifen bzw. du dich mit ihnen aus deiner achtsamen Haltung heraus begibst? Kehre zurück in deine beobachtende Haltung, in deine Mitte und schaue dir weiterhin an, was sich deinem Bewusstsein mitteilen möchte.

Ein ganz wichtiger Aspekt der Achtsamkeit ist die Rolle des unbeteiligten Beobachters.

Achtsamkeitsübungen und Schattenarbeit

Anschauen ist ein ganz wichtiger Aspekt beim Meditieren und anderen Achtsamkeitsübungen. Denn alles, was du dauerhaft verdrängst, wird sich irgendwie einen Weg in dein Leben verschaffen. Dich in Achtsamkeit zu üben, hilft dir, bislang Verdrängtes zu akzeptieren. Es hilft dir ausserdem, dir selbst, anderen Menschen und Erlebnissen vorurteilsfrei zu begegnen. Du musst nicht zwangsläufig sitzen und meditieren, um dich in Achtsamkeit zu üben. Wenn dir diese achtsame Haltung in Fleisch und Blut übergegangen ist, ist jeder Moment im Alltag der richtige Augenblick.

Ebenfalls kann sich in jedem Augenblick Verdrängtes aus dem Schatten ins Licht des Bewusstseins hocharbeiten. Achtsamkeitsübungen sind also auch Teil der Schattenarbeit von CURAVIDA. Die Arbeit an deinem Schatten wiederum hilft dir, im Hier und Jetzt anzukommen. Wenn du dich mit deinem Schatten ausgesöhnt hast, besteht kein Grund mehr dafür, aus der Gegenwart zu entfliehen. Deine Gedankenflucht und dein oft selbstgemachter Stress sind dann nicht mehr nötig: Du bist angekommen!

Sitzen, Stehen und Gehen

Wer sich bei allem, was er macht, in Achtsamkeit übt, benötigt keine speziellen Achtsamkeitsübungen. Denn Achtsamkeit ist nicht auf bestimmte Übungen und Stunden beschränkt, sondern vielmehr eine innere Haltung. Ob du liest, kochst, einkaufst oder spülst: Du kannst alles mit der grössten Wertschätzung und Aufmerksamkeit erledigen. Oder, um es mit den Worten Martin Luther Kings zu sagen:

„Wenn du dazu berufen bist, Strassen zu kehren, dann kehre sie wie Michelangelo Bilder malte, Beethoven Musik komponierte oder Shakespeare dichtete.“

Achtsames Sein muss nicht zwingendermassen im Lotussitz stattfinden. Alltägliches wie Kochen sind ebenso wunderbare Spielfelder.

Achtsamkeit hat also etwas mit Hingabe zu tun – mit Hingabe zum Augenblick und dem, was du gerade tust. Dennoch können dir spezielle Achtsamkeitsübungen dabei helfen, Dich mehr und mehr in Achtsamkeit zu üben. Für den Anfang genügen Übungen im Sitzen, Stehen und Gehen, was dir womöglich banal vorkommen wird. Doch versuche einmal, ruhig sitzend, in Gedanken von 1 bis 10 zu zählen, ohne zwischendurch an etwas anderes zu denken. Das ist gar nicht so einfach. Ein chinesischer Weise sagte einmal, das Einfache sei zugleich das Schwierigste, nämlich: Zu gehen, wenn du gehst, zu essen, wenn du isst und zu sitzen, wenn du sitzt

Die folgenden zwei Übungen sind daher der ideale Einstieg, um das Leben mit mehr Achtsamkeit zu (er)leben.

Übung 1: Sitzen wie ein Fels

Das Meditieren im Sitzen kennst du vielleicht schon. Du brauchst dafür nicht unbedingt ein Meditationskissen. Und du musst auch nicht im klassischen Yogisitz sitzen. Allerdings bringt dies den Vorteil mit sich, dass dein Körper sich so im grösstmöglichen Gleichgewicht befindet. Und ein körperliches Gleichgewicht erleichtert auch das Erlangen eines seelisch-geistigen Gleichgewichtes. Ausserdem bist du dann weniger durch körperliche Zipperlein abgelenkt. Sollte dir das Sitzen im Yogisitz oder selbst im Schneidersitz Unbehagen bereiten, kannst du dich auf einen Stuhl setzen.

Wichtig ist in jedem Fall, dass du gerade sitzt, ohne dich zu verkrampfen. Beobachte einmal ein sitzendes Kleinkind: Es ist sitzt völlig entspannt auf dem Boden, ist dennoch aufgerichtet und äussert flexibel. Nur so kann auch die Atmung frei und natürlich fliessen. Lege deine Hände entspannt auf die Oberschenkel. Du kannst die Augen schliessen oder den Blick auf einen imaginären Punkt richten. Nun wanderst du mit deiner Aufmerksamkeit durch deinen Körper. Beginne mit den Füssen und fühle den Boden, auf dem sie stehen. Nimm mit deinem Bewusstsein die Unter- und Oberschenkel sowie das Gesäss wahr. Nimm nacheinander jeden Teil, jeden Muskel deines Körpers wahr und komme mit jedem Atemzug mehr in die Entspannung hinein.

Den Fokus auf deinen Atem lenken und deine Gedanken kommen und gehen lassen führt dich unweigerlich in deine Mitte.

Sinn der Übung:

Kannst du das Ein- und Ausatmen bewusst wahrnehmen und beobachten, ohne einzugreifen? Kannst du geschehen lassen und es atmen lassen? Beobachte ebenso deine Gedanken und Emotionen, ohne sie zu bewerten, zu unterdrücken oder ihnen nachzujagen. Geschehen lassen, ohne in deiner aufmerksamen Wahrnehmung nachzulassen – darum geht es bei jeder Achtsamkeitsübung.

Du sitzt – ruhig wie ein Fels in der Brandung. Weder der Sturm (Emotionen) noch die Wellen des Meeres (Gedanken) bringen dich aus deiner Ruhe. Du sitzt und spürst die Schwerkraft, die dir dabei hilft, dich zu erden. Ein Fels steht für Stabilität, Ruhe und Selbstvertrauen. Du bist ganz in der Gegenwart und kehrst immer wieder ins Hier und Jetzt zurück. Falls dich doch einmal ein Gedanke oder eine Empfindung kurzzeitig aus deiner Achtsamkeitsübung herausbringen sollte, bringst du dich wieder in dein inneres und äusseres Sitzen zurück. Das ist Sitzen wie ein Fels: Du findest deine Stärke und innere Stabilität.

Übung 2: Stehen wie ein Baum

Im Qigong und im klassischen Kungfu gibt es eine andere Achtsamkeitsübung, die sich „Stehen wie ein Baum“ nennt. Auch in der TCM kennt man diese Übung, die sich besonders günstig auf viele chronische Erkrankungen auswirken soll. Anfängern gelingt es oftmals nur für wenige Minuten, in Ruhe zu stehen. Geübte Kampfsportler oder Qigong-Schüler wiederum können bis zu 2 Stunden lang in dieser Haltung verbleiben. Wenn du dabei entspannt bist, kostet dich das „Stehen wie ein Baum“ auch keine Körperkraft. Durch das Stehen kann vor allem dein Geist endlich zur Ruhe kommen.

Du kannst deine geistig-seelischen und körperlichen Blockaden besser wahrnehmen. Mit der Zeit lösen sich diese auf und deine Energie (Qi) kann wieder frei fliessen. Stelle dich aufrecht, die Füsse etwas auseinander und gehe leicht in die Knie. Fühlst du das Gewicht deines Körpers auf deinen Füssen? Spürst du den Boden, der dich trägt? Achte darauf, dass du möglichst im Gleichgewicht stehst – nicht starr, sondern wie ein Baum. Bei Sturm wiegt sich der Baum mit dem Wind. Dank dieser Flexibilität bricht er nicht, wenn es stark stürmt. Er ist biegsam, passt sich an und steht doch fest im Boden verwurzelt. Kannst du deine Erdung und deine Verwurzelung spüren? Beobachte deinen Atem. Kann dieser frei fliessen, während du das Stehen wie ein Baum praktizierst? Bist du weiterhin aufgerichtet oder sackst du mit der Zeit zusammen?

Achtsamkeit lernen
Der Baum als Vorbild: Beweglich und doch standfest trotzt er jedem Sturm.

Sinn dieser Übung:

Diese Übung hilft dir, dein Hara, wie die Japaner sagen, zu spüren. Von hier aus findet alle Bewegung statt und hier kommst du auch wieder zu Ruhe. Wenn du dein Zentrum gefunden hast, kannst du auch deinen Atem besser zentrieren und dich in der entspannenden Bauchatmung üben.

Kleines Fazit zum Thema Achtsamkeit:

Achtsamkeit ist eine innere Haltung, die sich auf dein mentales, seelisches und körperliches Wohlbefinden auswirkt. Du lernst, vorurteilsfrei zu beobachten, anstatt immer gleich unbewusst auf äussere oder innere Reize zu reagieren. Mit einer achtsamen Grundhaltung siehst Du wieder das Besondere im Alltäglichen und das Grosse im Kleinen. Du kommst in deiner Gegenwart an – dem einzigen Augenblick, in welchem tatsächlich das wahre Leben stattfindet. Daher ist ein Leben in Achtsamkeit ein Leben im Hier und Jetzt – im Zentrum des Geschehens, nämlich in deiner ureigensten Mitte.

Wie du zu dieser Mitte, diesem Hier und Jetzt, immer wieder neu findest, kannst du bei CURAVIDA lernen. Wir begleiten dich auf deiner Reise zu dir selbst und üben uns gemeinsam mit dir jeden Augenblick in wertschätzender Achtsamkeit.

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