Bis an die Grenzen und darüber hinaus!
Geschafft! Rund einen Monat lang waren wir nun zu Fuss unterwegs und erkundeten dabei ausgiebig die Mount Everest Region. Ein Erlebnis, welches bleibende Eindrücke hinterliess. Imposante Bergmassive, die majestätisch und voller Würde dahinruhen, prägten die Landschaftsbilder und verzauberten uns immer wieder aufs Neue. Die unvergesslichen Ausblicke mussten wir uns aber auch hart erarbeiten – lange Wandertage in frostigen Höhen brachten uns an unsere Grenzen und liessen uns das eine oder andere Mal zurück in die gemütliche Schweiz wünschen.
Frühmorgens um 7 Uhr starteten jeweils unsere Trekkingtage auf der «Drei Pässe Route» – denn je später der Tag, umso mehr Touristengruppen waren auf den gängigen Routen anzutreffen und umso mehr Wolken verhinderten die freie Sicht auf das eindrückliche Bergpanorama. Und so zogen wir jeweils los, langsamen Schrittes weiter in die Höhen. Hasten ging nicht, ob wir wollten oder nicht…ab 3000 Meter über Meer spürten wir die immer dünner werdende Luft eindrücklich. Ein Schritt zu schnell, und schon ging die Puste aus. Auch wollten wir nicht Gefahr laufen die Höhenkrankheit zu erleiden, und so lautete das Motto ganz den Ratschlägen der Sherpas folgend «slowly, slowly» Etappe um Etappe voranzuschreiten.

Erste Station nach Lukla war kurz nach Namche (3440m). In dieser Höhenlage wanderten wir noch durch Tannen- und Rhododendronwälder, mit Flechten überwucherten Bäumen – eine wunderbare Stimmung.


Weiter ging es nach Pangboche, Dingboche bis nach Chukhung (4730m), wo schliesslich die erste Passüberquerung auf uns wartete. Davor legten wir aber noch einen Akklimatisationstag ein mit einem Abstecher auf den Chukhung Ri (5350m). Ein herrlicher 360Grad Ausblick auf die umliegenden Berge und Gletscher erwartete uns.

Der zweitätige Aufenthalt in Chukhung war bestens gewählt, bewirtete uns in einer kleinen gemütlichen Lodge eine fröhliche Frauen-Crew, die den ganzen Tag lachten und sangen. Oftmals sind es sogenannte «Didi’s» (Schwestern), welche die Unterkünfte führen, während die Männer sich ihr Geld als Guide oder Porter (Träger) verdienen.

Der erste Pass namens Kongma La, wo wir 5535m zu passieren hatten, erwies sich im nachhinein als härtester…zum einen wegen der Höhe, zum andern wegen dem nicht enden wollenden „Abstieg“ nach Lobuche. Dabei hatten wir eine Gletschermoräne zu durchwandern, was hiess von einem grossen Stein zum nächsten zu klettern, hoch und wieder hinab, hoch und wieder hinab, hoch und wieder hinab…8 Stunden nach unserem Aufbruch trafen wir erschöpft am Ziel ein.
Mit müden Beinen stiegen wir am nächsten Tag in den «Mount Everest Express» ein, wie die Einheimischen die Touristenhorden nennen, die auf direktem Wege von Lukla zum Mount Everest Camp hochströmen. Eine Erfahrung, auf die wir gerne verzichtet hätten. Zu oft mussten wir mit ansehen, wie Porter tonnenweise von Rollkoffern und Taschen hochschleppten, während die (körperlich unvorbereiteten) Mount Everest Trekker mit kleinen Rucksäckchen ausgerüstet den Weg hochstiegen, dabei vor lauter Schnappatmung kaum ein «Hallo» hervorbrachten und sich mit Diamox dopten, um die körperlichen Defizite auszubügeln. Als Highlight wartete in Gorak Shep jedoch der Aussichtspunkt Kala Pattar (5545m) auf uns. Am besten lassen wir hier mal die Bilder sprechen…kurz zur Erinnerung…wir sind bereits auf über 5000m über Meer und müssen immer noch die Köpfe in die Höhe recken, um die vor uns liegenden Sechs-, Sieben- und Achttausender (Mount Everest, Lhotse, Nuptse mit 7745m hier gross im Bild, etc.) in voller Pracht begutachten zu können.

Froh waren wir, die nächste Station ausserhalb des grossen Touristenstroms anpeilen zu können – den Cho La Pass (5420m). Wiederum wartete ein harter Aufstieg und langer Trekkingtag auf uns, der mit unvergesslichen Eindrücken belohnt wurde.

Von Dragnag aus ging es tags darauf in einem erholsamen 3 Stunden-Marsch zum Gokyo Lake, ein wunderschöner Ort, wo wir uns von den Strapazen der vergangenen Tagen perfekt erholen konnten.

Auch dank der komfortablen Lodge, in der wir mit gut Zureden ein herrliches Zimmer ergattern konnten. Etwas wärmer als üblich: Das heisst keine zweistelligen Minus-Temperaturen in der Nacht und am Tag musste man sich auch nicht wie üblich im Schlafsack verkriechen, um einigermassen warm zu haben.

Auch war die Menu-Karte etwas kreativer, bspw. mit Yak Stroganoff und Yak Steak, mhmhhh…

…und nicht wie seit drei Wochen dieselbe Auswahl: gebratener Reis, Nudeln, Kartoffeln oder die nepalesischen Hauptgerichte Momo (eine Art Dumpling gefüllt mit Gemüse) und Dal Bhat (Reis mit Gemüseeintopf und Linsensuppe). Nicht das wir uns hier beschweren möchten, gekocht waren die Gerichte immer gut, zwischendurch tut etwas Abwechslung einfach mal gut 😉
Gestärkt vom Yak Steak liessen wir es uns an unserem «Erholungstag» dann nicht nehmen, den Sonnenuntergang vom Gokyo Ri aus (5340m) zu betrachten. Auf die paar Höhenmeter mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an, dachten wir uns 😉 und die Aussicht auf die Himalayan Range (inkl. Mount Everest, hier links im Bild) im Abendrot war Belohnung genug…

Schliesslich stand der letzte Pass, der Renjo La (5350m) auf dem Trekking-Programm. Eigentlich der am leichtesten passierbare, doch die Strapazen der letzten Tage hinterliessen ihre Spuren, und so musste der Ausblick auf die umliegenden Bergmassive wiederum hart erkämpft werden…
Danach hiess es zurück nach Lukla zu trekken, via Lungden und Namche. Per Flugzeug reisten wir dann nach Kathmandu – vom Wandern hatten wir mal genug und die Flugreise sollte ebenfalls ein Erlebnis für sich sein: Ganze 14 Personen fanden im kleinen Propeller-Flugzeug platz und der Start von der kürzesten und gefährlichsten Landebahn der Welt liess den Puls im Nu höher schlagen.
Seit zwei Tagen geniessen wir nun hier in Kathmandu die Vorzüge einer «städtischeren» Welt und wärmeren Klimazone: Morgenessenbuffet, Dusche und Toilette im Zimmer, ein warmes Bett mit weicher Matratze, Sünnele im Garten und dazu ein gutes Buch lesen…einfach herrlich. Noch konnten wir die vielen Erlebnisse, die wir auf unserem Trekk sammelten, nicht alle setzen lassen – das wird wohl noch eine Weile dauern. Was wir jedoch bereits jetzt merken ist, dass seither eine grosse innere Ruhe uns begleitet. Selbst das grosse Wirrwarr der Grossstadt Kathmandu bringt uns nicht mehr aus der Fassung 😉
Morgen reisen wir nun weiter Richtung Westen, nach Pokhara, und freuen uns auf die Landschaften des westlichen Berglandes mit durch enge Schluchten tosendes Wasser, Dörfer, die an steilen Felsen kleben, terrassierten Feldern und im Hintergrund das Annapurna-Gebirge. Wie wir dahin reisen…lassen wir uns mal überraschen…per Bus, zu Fuss…???? Eingelaufen sind wir ja jetzt 😉