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Wo jeder Nepalese einmal in seinem Leben gewesen sein sollte…

Von Kathmandu aus nahmen wir den lokalen Bus Richtung Westen, mit dem Ziel Gorkha – ein kleines Bergdorf, mit nicht zu unterschätzender Wichtigkeit: Von dort aus startete Prinz Prithivi Narayan Mitte des 18. Jahrhunderts seine Feldzüge, bei denen er die eroberten Regionen zum heutigen Staat Nepal vereinte. Auch der wichtigste Pilgerort Nepals, der «wunscherfüllende» Tempel in Manakamana stand hier auf unserer Sightseeing Liste. Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es schliesslich weiter nach Pokhara, eine Grossstadt, aber doch etwas ruhiger als Kathmandu, direkt am schönen Pewa Tal (einem Stausee) gelegen. Ein perfekter Ort, um mal einige Tage die Seele baumeln zu lassen und in Ruhe unsere Weiterreise planen zu können.

Nach einer rund fünfstündigen Busfahrt erreichten wir unser erstes Ziel nach Kathmandu, das verschlafene Bergdorf Gorkha. Der Reiseführer warnte uns bereits vor der wenig erfreulichen Auswahl an schmuddeligen Lodges und Hotels. Umso erfreuter waren wir, als wir am Busbahnhof von Flo in Empfang genommen wurden, der mit seiner Nepalesischen Frau vor fünf Tagen erst ein neues Hotel mit schönen, sauberen Zimmern und umwerfender Sicht auf das Manaslu- und Annapurna-Bergmassiv eröffnete. Drei Nächte liessen sich da sehr gut verbringen.

072 Gorkha

Erste Sightseeing-Station war der Durbar von Gorkha. Die Festung, rund 300 Höhenmeter oberhalb des Dorfes ist als Wohnsitz für Götter und Könige gedacht und somit ein geschichtsträchtiger und heiliger Ort zugleich.

070 Gorkha

Unzählige Tieropfer werden hier abgehalten und viele Gläubige betreten den Durbar mit einer Ziege oder einem Huhn, verlassen ihn dann mit einem kopflosen Kadaver. Auch Tauben werden gerne dafür genutzt…Federn, die noch auf mit Blut befleckten Steinen klebten, zeugten davon. Während wir uns in tibetisch-buddhistischen Klöstern und Tempeln (Stupas) sogleich willkommen fühlen, müssen wir gestehen, dass die hinduistisch geprägten Heiligenstätten gemischte Gefühle hervorrufen. Einerseits fasziniert uns die Hingabe der Menschen während ihren Pilgerzügen, anderseits fehlt uns der Zugang zu der Art und Weise (Tieropfer), wie sie den Götter huldigen.

068 Gorkha

…vielleicht lag es auch am Unbekannten, und so zogen wir am nächsten Tag los, zum wichtigsten Pilgerort Nepals, dem «wunscherfüllenden» Tempel in Manakamana. Eine wunderschöne rund vierstündige Wanderung hoch zum Bergdorf stand uns erst bevor. Vorbei an Reisfelder, wo wir die Nepalesen beim Ernten des Reises beobachten konnten…

073 Manakamana

…durch unberührte Natur, mit den darin lebenden Insekten,…

077 Manakamana

…durch Sesam- und Ingwerfelder (unten im Bild), auf denen Mandarin-Orangenbäumen ihre Früchte trugen. Im November ist Hochsaison, und so liessen sich überall in der Umgebung frisch gepflückte, saftige Orangen kaufen.

076 Manakamana

Beim Tempel angekommen erwartete uns ein grosses Tohuwabohu: Opfergaben, bestehend aus Kokosnüssen, Blumen und Räucherstäbchen wurden feilgeboten, und wer einen kleinen Hunger verspürte, konnte sich mit unzähligen Köstlichkeiten eindecken, die an kleinen Essständen gebrutzelt wurden. Nepalesen standen Schlange um Eintritt in den Tempel zu bekommen: Man sagt, dass die Göttin Bhagwati die Wünsche der Pilger erfüllt, die zu diesem Tempel kommen. Und so strömen jedes Jahr eine halbe Million Nepalesen hier hoch und läuten die vielen, rund um den Tempel angebrachten Glocken.

078 Manakamana

Den Weg zurück wollten wir eigentlich mit der Seilbahn antreten, die Ende der 90er Jahre für über 7 Millionen Dollar fertig gestellt wurde. Ganze 17 Dollar kostete ein Rückfahrtticket für Ausländer…zu viel, dachten wir uns, können wir hier in Nepal je nach Ort und Lage für dieses Geld rund fünf Mal übernachten. Und so traten wir auch den Rückweg zu Fuss an.

Am nächsten Tag ging es weiter per Bus von Gorkha nach Pokhara. Die Busreise dauerte eine halbe Ewigkeit, auch weil Nepalesen den öffentlichen Bustransport gerne als Zügelunternehmen nützen 😉

071 Gorkha

Während rund drei zwei Tagen erkundeten wir hier in Pokhara die nähere Umgebung, wie die grosse Welfriedensstupa…

081 Pokhara

…und genossen die entspannte Stimmung. Im nördlichen Teil von Lakeside konnten wir ein Zimmer in der Banana Lodge ergattern, eine Kult-Lodge, die es bereits seit 1989 gibt. Zwar sind wir ohne Rastas, Tätowierung und Batikkleider etwas Exoten hier im Norden, aber die chillige Atmosphäre gefällt uns ganz gut. Dennoch heisst es nun für eine Weile Abschied nehmen. Nach langem hin und her (keine der hiesigen Trekkingagenturen konnte uns richtig auskunft geben, was uns erwarten sollte) entschieden wir uns den Guerilla-Trek in Angriff zu nehmen. Ein ganz neuer Trail, der entlang den Pfaden führt, welche Maoisten-Rebellen während ihrem fast zehnjährigen Kampf (1996 bis 2006) gegen die Regierung rege nutzten. Ein trauriges Kapitel in Nepals Geschichte: Rund 14’000 Nepalesen mussten im «Volkskrieg» ihr Leben lassen. Der Trek dauert etwas mehr als zwei Wochen und führt uns weiter in den Westen Nepals, auf maximale Höhen von rund 3900m. Da den Weg nicht nur Lodges säumen, freuen wir uns auch auf die Möglichkeit bei Nepalesischen Bauernfamilien zu nächtigen und damit noch etwas mehr Kultur einatmen zu können.

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