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So befreist du dich von deiner Wut

Wut ist eines der zentralen menschlichen Gefühle und eine absolut normale Reaktion. Doch in unserer Gesellschaft ist Wut immer noch nicht gern gesehen. In der katholischen Kirche gilt Zorn gar als Todsünde. Doch was passiert, wenn wir diese Energie-Ladungen unterdrücken? Und die noch viel wichtigere Frage: Wie können wir unsere Wut im Bauch wieder loswerden?

Meine kleinen Kinder toben, schreien, ja schlagen zuweilen auch. Sie wüten – ganz ungeniert. Stellen wir mal vor, Erwachsene würden gleichfalls reagieren: mit einem wutverzerrten Gesicht lauthals ihren Unmut rauslassen, das Gegenüber hemmungslos anschreien? Es käme nicht gut an, ob in der Familie, auf der Arbeit oder beim Einkauf.

Und so sind wir Erwachsenen in Bezug auf unseren Ärger und unseren Zorn vollkommen verunsichert. Das hat vor allem auch damit zu tun, dass uns nicht gelehrt wurde, WIE wir mit diesen starken Gefühlen umgehen können. «Es wird nicht geschlagen!», «Sei gefälligst leise!», «Wenn du jetzt nicht sofort damit aufhörst, dann…» sind Sätze, die wir zu Ohren bekommen haben, aber nicht wirklich hilfreich waren. Also lieber weg mit diesem «Unding». Das scheint kurzfristig die einfachste Lösung zu sein. Wir schlucken die Wut hinunter – im wahrsten Sinne des Wortes.

Warum deine Wut wichtig und richtig ist

«Negative» Gefühle wie Wut, Hass und Aggression sind aber nicht irgendwelche Fehler. Nein, es gibt sie schon sein Anbeginn unserer menschlichen Existenz. Sie sind und waren schon immer ein wichtiger Anteil für unser Überleben. Diese Gefühle entstehen ganz natürlich in unserem Gehirn, genauer gesagt im limbischen System, in der Amygdala. Es gibt viele Auslöser für unsere Amygdala, um Wut zu generieren:

  • wenn du dich beispielsweise ungerecht oder respektlos behandelst fühlst
  • wenn du dich nicht wertgeschätzt fühlst
  • wenn du auf emotionaler Ebene verletzt worden bist
  • wenn dich ein Verhalten oder eine Reaktion enttäuscht hat
  • wenn du überfordert bist, etc.

Lebst du deine gefühlte Wut aus, denn setzt das eine Menge an Energie frei. Dein Atem wird flach, der Puls und der Blutdruck steigen. Deine Muskeln sind angespannt. Dein Gehirn dämpft deine Fähigkeit, die Situationen neutral zu sehen und die Wahrscheinlichkeit von körperlichen und/oder verbalen Angriffen steigt. Gleichfalls hilft dir die gewaltige Menge an Power, Hürden zu beseitigen und Ängste zu lindern. Prof. Dr. Verena Kast, ehemalige Psychologie-Professorin an der Universität Zürich und heutige Präsidentin des C. G. Jung-Instituts in Zürich definiert es folgendermassen: «Grundsätzlich ist Ärger ein gesundes Gefühl. Es lässt sich gut nutzen, um zu erkennen, was falsch läuft. Man spürt Energien, um etwas zu verändern

Da Wut und Zorn gesellschaftlich aber überwiegend negativ bewertet wird und wir Angst vor Ablehnung oder Konflikten haben, unterdrücken wir diese Ladung an Energie – meist automatisch und gedankenlos.

Energie kann sich nicht in Luft auflösen

Doch Gefühle sind Energie. Und Energie kann man nicht vernichten. Im Gegenteil: sie setzt sich fest und wütet, ohne dass es dir bewusst ist, im Dunkeln weiter. Und so braucht es immer mehr Energie deinerseits, die geballte Ladung weiter zu unterdrücken. Es ist, als müsstest du einen luftgefüllten Ball ständig unter Wasser drücken. Echt anstrengend, oder nicht?

Und ja, das bleibt natürlich nicht folgenlos. Neben deiner inneren Unruhe, Stressgefühlen, Energielosigkeit, Erschöpfung und Müdigkeit wirken sich unterdrückte Gefühle auch auf körperlicher Ebene aus: möglicherweise hast du vermehrt Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Kiefer-, Nacken- oder Rückverspannungen, Schlafstörungen, Entzündungen oder generell ein schwaches Immunsysten. Gefühle wirken sich auf unsere Gesundheit aus, das ist wissenschaftlich längst bewiesen.

„Jeder von uns ist der Macher seines eigenen Wetters. Wir bestimmen den Farbton am Himmel des emotionalen Universums, in dem wir leben.“

Fulton J. Sheen

Also: Empöre dich – aber richtig!

Ärger, Wut und Zorn sind also nicht per se problematisch, sondern unser Umgang damit. Was heisst das nun für dich?

A) Befrei dich von deiner alten, aufgestauten Wut

Gerade Breathwork ist ein ungemein wertvolles Tool, dich von unterdrückter Wut zu erlösen. Warum? Blockaden werden durch deinen «Atem-Wind» gelockert, auf emotionaler Ebene in Form von aufgestauten Gefühlen, aber auch auf struktureller Ebene in Form von Verspannungen und Verhärtungen. Und all das geschieht in kontrolliertem, begleitetem Rahmen. Energie wird endlich freigesetzt!

B) Lerne deinen richtigen Umgang mit starken Gefühlen

Um es vorneweg zu nehmen: dein ungehemmtes Ausleben deiner Wut ist auch nicht die Lösung. Denn ausufernde Wutgefühle wirken gleichfalls destruktiv auf Körper, Geist & Seele. Das Herz leidet, so auch die inneren Organe und deine Psyche. Sie zu unterdrücken, so schlau sind wir jetzt, aber auch nicht. Hört sich nach einer Sackgasse an, definitiv! ABER: da gibt es einen dritten, erlösenden Weg. Unterdrücke deine Empörung nicht, sondern lasse sie zu und tue nichts anderes, als sie zu beobachten. Schaffe genau damit eine gewisse innere Distanz zu deiner Wut.

Wie das funktioneren soll & kann? Dazu habe ich eine wundervolle Geschichte…

Ein Schüler fragte seinen Meister, wie er besser mit Zorn umgehen könne.
Der Zen-Meister antwortete:
«Stell Dir vor, es ist ein nebliger Tag. Du bist mit deinem Boot draussen auf einem See. Durch den Nebel kannst du kaum etwas erkennen. Plötzlich taucht ein anderes Boot durch die Schwaden auf und steuert direkt auf dich zu. Du wirst nervös. Du gibst dich mit rufen zu erkennen. Du denkst dir: Ich habe erst gestern mein Boot neu angestrichen…Du rufst nochmals, doch zu spät. Schon kracht das fremde Boot in dich hinein. Du kannst die frische Farbe, die du gestern so mühevoll aufgetragen hast, geradezu abblättern hören. Zorn steigt in dir hoch, auf den Ruderer, der sein Boot so achtlos und fahrlässig durch den Nebel navigiert hat.
Dann schaust du genauer hin und siehst: das andere Boot ist leer. Niemand drin. Niemand, der dich absichtlich gerammt hat. Dein Zorn verfliegt. Du seufzt und denkst: ach was soll’s, dann muss ich demnächst eben noch mal streichen.
Der Zen-Meister fuhr fort:
«So ist es mit allem im Leben und mit allen Menschen, denen Du begegnest: Es ist, als würden wir von einem leeren Boot gerammt werden.»
Der Schüler antwortet:
«Hmm, da ist was dran. Aber auch wenn ich sehe, dass das Boot leer ist: ich werde erst einmal die ganze Welt verfluchen.»
Da antwortete der Meister:
«Wohl wahr. Doch je mehr wir üben, umso leichter können wir uns beruhigen und sehen, wie lächerlich und nutzlos es doch ist, an Zorn festzuhalten. Schuld ist immer das leere Boot.»

Fühlst du, was dieser Perspektivenwechsel in dir bewirkt? Und aus dieser inneren Haltung heraus kannst du deine Empörung darüber, dass gerade etwas mehr oder weniger falsch gelaufen ist, wahrnehmen und konstruktiv in eine positive Veränderung führen!

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