Where fire meets water
Kleine und grosse Vulkane schiessen auf der Nordinsel Neuseelands wie Pilze aus dem Boden. Ein Terrain, welches für unsere Wandervorlieben wie geschaffen ist: so hoch wie möglich Richtung Himmel steigen und von oben auf die Welt unter uns blicken. Kein Wunder also verkamen unsere ersten Tage auf der Nordinsel zu einem richtiggehenden Vulkanbesteigungs-Marathon. Eine heisse Angelegenheit, im wahrsten Sinne des Wortes!
Sechs Tage, 6’000 Höhenmeter, 3 Gipfelbesteigungen – etwa so lässt sich unser Vulkanbesteigungs-Marathon kurz in Zahlen zusammenfassen. Nun, etwas mehr gibt es dann doch zu erzählen. Dann beginnen wir mal von vorne. Von Wellington, wo wir mit der Fähre landeten, ging es auf direktem Wege zur Provinz Taranaki, eine im Westen der Nordinsel gelegene Halbinsel. Im Visier: die Besteigung des Mount Taranaki. Der symmetrische Vulkankegel ist den Legenden der Maoris nach der versteinerte Halbgott Taranaki, der sich hier an der Küste niederliess. Die gemütliche Fahrt von Wellington zu den Dawson Falls, an den Ausläufen des Vulkans gelegen, dauerte bis in die Nacht hinein. Tiefes Schwarz umgab uns, als wir endlich am Campingplatz eintrafen. So tiefes Schwarz, dass wir nicht mal die Umrisse des Vulkans erahnen konnten, der an den Fuji von Japan erinnern sollte. Umso schöner war das Erwachen anderntags mit dem Ausblick auf den im Morgenrot fast pink leuchtenden feuerspeienden Berg mit weisser Zuckerhaube.
Schon bald war der Vulkan von tief hängenden, dunklen Wolken umzingelt. Regenwetter zog auf und liess uns die Besteigung um einen Tag verschieben. Nicht weiter tragisch. Die Zeit nutzten wir für einen Abstecher in die Dawson Falls Mountainlodge, wo wir ein nettes Schwätzchen mit dem Besitzer, einem ausgewanderter Schweizer aus dem St. Gallerischen Rheintal hielten. So erfuhren wir, dass in dieser Gegend viele Schweizer Kuhbauern leben und von den optimalen Bedingungen am Fusse des Mount Taranakis profitieren. Zudem versorgte er uns mit wertvollen Tipps und verriet die perfekte Aufstiegsroute: Auf halber Höhe den Vulkan bis zum westlich gelegenen Summit Track umrunden und dann hochstechen. Anstrengende acht Stunden Wanderzeit dauerte der Ausflug auf den Berg…doch was uns oben auf der Spitze des Kegels erwartete war gewaltig: Eine Aussicht bis weit aufs Meer hinaus…
…und tief ins Landesinnere hinein.
Der Ausblick, hoch über die Wolken hinweg, war atemberaubend und machte Lust auf mehr. Und so steuerten wir am nächsten Tag den Tongariro Nationalpark an. Im Jahr 1887 gegründet, ist der Tongariro Nationalpark der viertälteste weltweit und beheimatet – was uns natürlich noch viel mehr interessierte – drei Vulkane. Unser nächstes «Opfer» hatten wir dann auch schnell eruiert: der mit über 2700 Meter höchste Vulkan Neuseelands namens Mount Ruapehu.
Im Informationszentrum wurde uns von einer Erkundung auf eigene Faust ab-, und zur Buchung eines lokalen Guides angeraten. Kein Wanderweg sei bis hoch zur Spitze markiert. Zudem hätte der Wintereinbruch bereits ein grosse Menge Eis und Schnee auf den Gipfel gebracht. «Den 3-Passes-Trek in Nepal erkundeten wir auf eigene Faust, dann werden wir wohl auch den Weg hoch zur Spitze des Mount Ruapehu ohne Führer bewältigen können», sagten wir uns und nahmen die ersten Schritte hoch zum Krater in Angriff. Auf Anhieb erwischten wir die optimale Route. Erst mussten wir über rostrote Steine krackseln…
…und konnten danach locker flockig über Gletscherzungen und Schneefelder marschieren. Nach rund drei Stunden Bergsteigen waren wir am Ziel angelangt. Ein Geruch, der an faule Eier erinnerte, stieg uns in die Nase. Einige Schritte weiter wussten wir den Grund dafür: Der Krater war gefüllt mit grauschimmerndem, heiss dampfendem Wasser. Auf ein genüssliches Bad in der warmen Brühe verzichteten wir aber gerne. Der Name «Acid Lake» liess uns nichts Gutes ahnen und wir wollten ja nicht als Knochengerüste den Rückmarsch antreten 😉
Nach einer kurzen Lunchpause am Seeufer stiegen wir noch die letzten Meter hoch zur Spitze des Mount Ruapehu und waren begeistert ab dem Ausblick, der sich uns da oben bot. Ein Gefühl von Freiheit erfasste uns, wie es das Lied „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ passend beschreibt…
Nach dem Motto «aller guten Dinge sind drei», peilten wir tags darauf die Besteigung des Ngauruhoe -Vulkans an. Eine SEHR gefährliche Unternehmung, wie uns unzählige auf der Strecke angebrachte Schilder warnten. Nein, nicht wegen den Orks, die hier vom «Herr der Ringe»-Filmset ausgebückst sind und nun die Gegend unsicher machen ;)…
…sondern weil wir auf dem Weg hoch zum Schlackekegel vulkanisch noch sehr aktive Zonen betraten.
Da jährlich Millionen von Touristen den «Tongariro Alpine Crossing», die beliebteste Tageswanderung Neuseelands, unbeschadet überstehen, machten wir uns allerdings keine grossen Sorgen um unsere Gesundheit. Stattdessen genossen wir die schillernde Vulkanlandschaft, die uns ein ums andere Mal vom Hocker haute mit ihrem rostroten Gestein…
…dem aus Steinritzen hochsteigenden Dampf…
…der mondähnliche Landschaft…
…den blau- und grün leuchtenden Seen…einfach genial!
Nach der anstrengenden Wanderwoche war es an der Zeit einige gemütlichere Tage einzulegen…in unserem Alter muss man es ab und zu auch etwas ruhiger angehen lassen. Das Erholungsprogramm startete morgens mit einem herrlich warmen Bad im natürlichen Jungbrunnen, dem Kerosen Creek…
…und endete mit einem einstündigen Spaziergang durch das Wai-O-Tapu-Thermal-Wonderland. Das vor 160’000 Jahren entstandene Thermalgebiet erschien uns wie ein Chemielabor, in dem uns die Schöpfung ihre unglaublich grosse Vielfalt auf kleinstem Raum präsentierte. Das Gebiet ist übersät mit kollabierten Kratern.
Überall blubbert und köchelt es.
Den Boden zieren wunderschöne Musterungen.
Und unglaublich schöne Verfärbungen verwandeln das Thermalgebiet in eine einzig grosse Farbpalette. Diese entstehen durch Metalle und Mineralien, die hier aus dem Erdinneren an die Oberfläche kommen.
Schwefel = Gelb
Stibnit und Realgar = Orange
Orpiment = Grün
Eisenoxid und –oxidhydroxid = rot und braun. WOW!!!!